1. Bottroper Gleichstellungs-Aktionsplan liegt dem Stadtrat vor

Die Einladung der Europäischen Charta, sich durch Beitritt zur Gleichstellung von Frauen und Männern zu bekennen, ist Bottrop gerne gefolgt. Schließlich ist die Charta eine Anleitung und ein Ansporn für die ganze Stadt, mit sichtbarem Einsatz gemeinsam für die Umsetzung zu sorgen. Nun ist der erste Bottroper Gleichstellungs-Aktionsplan mit vielen Maßnahmen und Projektideen formuliert und liegt dem Rat der Stadt Bottrop zur Beschlussfassung am 24. Mai 2011 vor. Am 22. Juni 2011 wird er der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Der Rat der Stadt Bottrop hatte am 5. Mai 2009 beschlossen, der Europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene beizutreten. Die Charta wirkt auf weite Bereiche des öffentlichen Lebens z. B. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Soziales und richtet den Blick auf kommunale Handlungsmöglichkeiten. Sie ist insgesamt als Einladung, Anleitung und Ansporn für Bottrop zu sehen, mit sichtbarem Einsatz für die breite Mitwirkung lokaler Akteurinnen und Akteure bei der Umsetzung der Charta zu sorgen.

Mit dem Beitritt hat sich Bottrop verpflichtet, einen Gleichstellungs-Aktionsplan zu erstellen, der in der Ratssitzung nun beschlossen werden soll. Das Ziel des Gleichstellungs-Aktionsplanes ist es, für die Bottroper Bürgerinnen und Bürger einen Beitrag sowohl für mehr Geschlechtergerechtigkeit als auch für Chancengleichheit verschiedener Zielgruppen zu leisten und die definierten Themenbereiche und Projekte stärker zur Aufgabe aller zu machen, die in der Politik und der Verwaltung Verantwortung tragen.

Der Gleichstellungs-Aktionsplan bietet Bottrop die Chance, bisherige Maßnahmen zu überprüfen und neue Akzente zu setzen. Mit dem Aktionsplan setzt Oberbürgermeister Tischler ein deutliches Signal, dass Thema "Gleichstellung" aktiv und stärker mit relevanten Akteurinnen und Akteuren angehen zu wollen.

Für die Projektsteuerung zur Erarbeitung des Gleichstellungs-Aktionsplanes wurde eine Lenkungsgruppe aus Vertreterinnen und Vertretern des Rates, dem Oberbürgermeister, der Gleichstellungsstelle und Vertreterinnen der Bottroper Frauenorganisationen installiert, die den Prozess gesteuert und unterstützt hat.

Rund 60 lokale Akteurinnen und Akteure aus Politik, Vereinen, Verbänden, Institutionen, Unternehmen und Fachbereichen/Fachämtern der Verwaltung haben an dem Prozess mitgewirkt und Handlungsfelder und Zielformulierungen in den fünf Schwerpunktbereichen Bildung, Familie, Beruf (Die Kommune als Arbeitgeber), Beruf (Arbeitsmarkt, Wirtschaft, Gesellschaft) und Sicherheit/Gewalt erarbeitet.

Unter Berücksichtigung des Ist-Zustandes geschlechterspezifischer Angaben und Unterlagen für Bottrop sowie unter Hinzuziehung relevanter Studien und Berichte ist ein detaillierter Projekt- und Maßnahmenplan zur Gleichstellung von Frauen und Männern mit Prioritäten, Zuständigkeiten, Indikatoren und Beschreibung der vorgesehenen Projekte fertig gestellt worden.

65 Projekte und Maßnahmen sowie 17 Zielformulierungen in den fünf Handlungsfeldern sind mit detaillierten Erläuterungen über inhaltliche Schwerpunkte versehen worden. 24 Projekte sind bereits angelaufen.


Arbeitsgruppen

Der Gleichstellungs-Aktionsplan Bottrop enthält die grundsätzlichen Aussagen zur Maßnahmenplanung aus fünf Arbeitsgruppen:

Die Gruppe "Bildung" verständigte sich darüber, frühzeitig auf das Thema der Gleichstellung aufmerksam zu machen, zu sensibilisieren. Pädagogisches Personal, Elternarbeit, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, aber auch generell die Einbeziehung der Öffentlichkeit wurden thematisiert. Das bessere Bewusstsein, die Unterstützung zur nicht-traditionellen Berufswahl durch Projekte wie z.B. ‚Girls’ Day’ und ‚Komm auf Tour’ soll forciert werden. Mädchen für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu gewinnen, genauso Jungen aktiv die Möglichkeit einzuräumen, in Kindertageseinrichtungen im Rahmen von Schülerpraktika das Berufsbild des Erziehers kennen zu lernen, waren ebenfalls Schwerpunkte.

Diese Schwerpunkte wurden auch in den Gruppen "Beruf/Kommune" und "Beruf/Wirtschaft" diskutiert. Weitere Themen waren hier die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch flexible Kinderbetreuungsmöglichkeiten bzw. neue Betreuungsmodelle, aber auch die Unterstützung der Arbeitgeber durch flexible Arbeitszeiten, die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen und dem grundsätzlichen Rollenwechsel bei der Kindererziehung durch die Väter. Möglichkeiten für die Unterstützung von Frauen auf dem Weg in Führungspositionen wurden zur Erhöhung des Frauenanteils neben flexiblen Arbeitszeitmodellen speziell für den Arbeitgeber Stadt Bottrop thematisiert. Wiedereinstiegsmanagement, Informationen zur flexiblen Arbeitszeit, Mentoring und Kinderbetreuung waren hier die Stichworte.

Die Arbeitsgruppe "Familie" sprach sich dafür aus, neue Modelle von Betreuungsmöglichkeiten für Kinder zu prüfen. Eine Online-Übersicht über alle bestehenden Plätze und Angebote der Kinderbetreuung soll die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern. Die Themen Pflege und Unterstützung für die Pflege von Angehörigen waren unter gleichstellungsrelevanten Aspekten diskutiert worden.

In der Arbeitsgruppe "Sicherheit und Gewalt" ging es um die Sicherheit im öffentlichen Raum, um den Umgang mit Angst auslösenden Gruppen und der Zusammenarbeit von Kommunalem Ordnungsdienst und der Polizei. Das Problemfeld der häuslichen Gewalt und deren Folgen war ein weiteres Schwerpunktthema und die Unterstützung des bestehenden Netzwerkes ‚Gegen Gewalt an Frauen und Kindern’.

Die wesentlichen Maßnahmen der einzelnen Handlungsfelder werden sein:

Arbeitsgruppe/Handlungsfeld 1 / Bildung
•    Darstellung der Unterrepräsentanz der Männer in Einrichtungen der frühkindlichen Bildung bis hin zur Grundschule, Ursachenanalyse und Maßnahmenplanung,
•    Bildungsmonitoring / Berichtswesen zur Darstellung von geschlechtsspezifischen Differenzen,
•    Weiterführung/Unterstützung von Projekten wie z.B. ‚Girl’s Day’ und ‚Boy’s Day’ durchführen oder ‚Komm auf Tour’,
•    Aufbau eines Fragebogens für Bottroper Schüler/innen im Übergang von Schule und Beruf sowie Umfragen.

Arbeitsgruppe/Handlungsfeld 2 / Familie
•    Aufbau einer Datenbank Kinderbetreuung,
•    Vergabe von Aufträgen an Unternehmen, die erklären, sich für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern einzusetzen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen,
•    Beratungsangebote und Seminare für Unternehmen und Beschäftigte zum Thema Gleichstellung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf,
•    Öffentlichkeitsarbeit zum Themenblock: Entlastung von Pflegenden, Vereinbarkeit von Pflege und Beruf, Vereinbarkeit von Pflege und gesellschaftlichem Leben.

Arbeitsgruppe/Handlungsfeld 3 / Beruf: Die Kommune in der Rolle als Arbeitgeber
•    Aufbau eines Informationsnetzes zur flexiblen Arbeitszeit zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf,
•    Umfrage bei den Beschäftigten zum Thema Kinderbetreuung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf,
•    jährlicher Kurzbericht zur Umsetzung des Frauenförderplans, zu der Veränderung des Frauenanteils in Führungs- und höherwertigen Positionen,
•    Prüfung alternierender Telearbeit als Pilotprojekt,
•    Aufbau eines modifizierten Mentoring.

Arbeitsgruppe/Handlungsfeld 4 / Beruf und Wirtschaft
•    Diskussion von Betreuungsmodelle für Kinder mit Unternehmen,
•    Öffentlichkeitsarbeit zu geplanten und durchgeführten Projekten,
•    ‚Boy's Day’: Durchführung/Organisation prüfen / initiieren,
•    Aufbau eines permanenten Dialogs mit Bottroper Unternehmen zur Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen,
•    Netzwerkarbeit unter Einbindung aller Beteiligten vor Ort, um frühzeitig einer traditionellen Berufswahl entgegen zu wirken.

Arbeitsgruppe 5 / Gewalt, Sicherheit
•    Konzept "Sicheres Bottrop" unter den Gesichtspunkten Prävention, Schutz und Hilfestellung mit Maßnahmen- und Umsetzungsplanung erarbeiten,
•    Erarbeitung einer Infobörse zum Thema Sicherheit und Gewalt,
•    Ergebnisse des Arbeitskreis gegen Gewalt an Frauen und Kinder bekannt machen,
•    Unterstützung der Beratungseinrichtungen für Frauen und des Frauenhauses.

Alle Gruppen waren sich darüber einig, das bereits bestehende Angebote in allen Bereichen sichtbar und für die breite Öffentlichkeit transparent gemacht werden müssen. Iim Kern wird es daher in dem Aktionsplan auch darum gehen, Bewusstsein zu schaffen und Aktivitäten vor Ort zu unterstützen.

Die geforderte ergebnisoffene Maßnahmenplanung orientierte sich an objektiven Überlegungen und den formulierten Zielen. Oberbürgermeister Tischler sieht in dem Gleichstellungs-Aktionsplan die Chance, Prioritäten beim Thema Gleichstellung setzen zu können und die laufende Arbeit so zu gestalten, dass sie der erforderlichen geschlechterdifferenzierten Zielgruppensensibilität gerecht wird. Der Aktionsplan wird dann umgesetzt werden können, wenn alle aktiv daran teilhaben und mitarbeiten, denn er ist ein Gemeinschaftswerk.

Das Thema Gleichstellung verstärkt in den Vordergrund zu stellen, wird neue Aufgaben von Heidi Noetzel sein, die kommissarisch die Leitung der Gleichstellungsstelle übernommen hat. Heidi Noetzel war bisher Abteilungsleiterin bei der Abteilung Wirtschaftsförderung und wird mit viel Engagement und Erfahrung die neue Aufgabe angehen.

Am Mittwoch, dem 22. Juni 2011 - genau wie vorgegeben innerhalb von zwei Jahren nach Unterzeichnung der EU-Charta -, wird der 1. Bottroper Gleichstellungs-Aktionsplan der Öffentlichkeit vorgestellt. Er steht dann auf der Homepage der Stadt Bottrop und als Print-Ausgabe zur Verfügung.