"Sommerloch" bis zum 6. September zu bestaunen

Die Städtische Galerie im Kulturzentrum August Everding zeigt ab dem 15. Juli die neue Ausstellung "Sommerloch". Die Schau der Fotografen Wolfgang Fröhling, Roland Göhre, Michael Kaprol, Bernd Stappert, Ralf Bertram und Jürgen Christian ist bis zum 6. September zu sehen. Eröffnung der Ausstellung in der Städtische Galerie (Blumenstr. 12-14) ist am 15. Juli um 19 Uhr. Die Präsentation ist von Montag bis Freitag zwischen 9 und 20 Uhr sowie am Samstag zwischen 9 und 12 Uhr geöffnet.

Die Bildserien in der Ausstellung zeichnen sich durch sehr unterschiedliche ästhetische, formale und konzeptionelle Ansätze aus und gewähren einen Einblick in jene vielfältigen Themen, mit denen sich die Fotografie heute auseinandersetzt. Dass soviel fotografischer Zeitgeist gezeigt werden kann, verdankt die Städtische Galerie der Kooperation mit dem Künstlerbund Bottrop.

Michael Kaprol hält mit der Kamera die melancholische Atmosphäre seltsam verlassener, manchmal verfallener, überaus einsam wirkender Räume, auch Außenräume, fest. In der fotografischen Wiedergabe entfalten diese Räume einen besonderen Zauber und senden Schwingungen aus, die nicht nur mit den Augen wahrnehmbar sind. Überaus malerisch wirken Kaprols Fotografien eines Seniorenhauses, deren lautlose Stille und irritierende Leere gleichwohl mit Händen greifbar scheint. Vergänglichkeit wird spürbar, wenn Michael Kaprol mit seiner Kamera die Kaue betritt und nichts anderes festhält als Details der technischen Vorrichtungen. Ansichten, die beinahe zu abstrakter Flächigkeit tendieren. In Kaprols journalistischen Bildern abstrahiert selbst der menschliche Körper zur Skulptur, zu einem rein ästhetischen Gegenstand.

Menschenleer sind auch die Landschaften in Wolfgang Fröhlings Arbeiten Ein Jahr lang fotografierte er ein Relikt aus fast vergessenen Zeiten - das Kohlen- und Kokslager der Deutschen Steinkohle. Fast täglich veränderte sich in diesem kurzen Zeitraum das Bild, dass sich ihm bot. Fröhlings fast mystisch wirkende Fotografien zeigen diese Halde zwischen Auf- und Abschüttung; zeigen Berge aus taubem Gestein, die immer wieder andere Spuren zeigen: Spuren von Wind und Regen, Bagger und Raupen. Wolfgang Fröhling geht dabei weit über die pure Darstellung der äußeren Wirklichkeit hinaus. Er schafft eine narrative Offenheit, die bei den Betrachtern eigene Assoziationen freisetzt. Seine Bild-Ästhetik beruht auf formaler Strenge, durchdachter Bildorganisation und dramaturgischer Lichtregie.

Die Arbeiten von Jürgen Christian führen uns die Realität des Alltags heiter-professionell vor Augen. In Baustellentoiletten findet er immer wieder bereitwillige Fotomodelle, “Völlig uneitel in ihrem Wesen.”, wie er sagt. Man schaut in ästhetischer Einstellung gerne zu, wenn das Subjekt seriell wird, wenn es als Accessoire einer großen Inszenierung seine Bestimmung findet. Das Mit- und Nebeneinander der thematisch gleichen Bilder mit ihrem alltäglichen Motiv regt zu einer intensiven und vergleichenden Betrachtung der Bilder an. Man findet Ähnlichkeiten, Gemeinsamkeiten und Abweichendes. Wie Schnappschüsse in etwas schräge, aber reale Lebenszusammenhänge erscheinen die Fotografien von Jürgen Christian, die durchaus als sein Kommentar zu unserem Normalleben gelten dürfen.

Während Jürgen Christian darauf verzichtet, die Möglichkeiten digitaler Nachbearbeitung zu nutzen, setzt Ralf Bertram im Gegenteil die entsprechenden Computerprogramme als Gestaltungsmittel ganz bewusst ein. In digitaler Bearbeitung intensiviert Bertram das Zusammenspiel von Licht und Dunkelheit. Durch diesen Vorgang erscheint die ästhetische Wirkung aber nicht losgelöst vom ursprünglichen Motiv, sondern steigert dieses in seiner besonderen Ausstrahlung. Bilder von ganz eigenem Reiz entstehen, deren Darstellungen in hohem Maße von greller Künstlichkeit geprägt sind. Bertram präsentiert enorm verdichtete Ansichten vertrauter und dennoch fremd wirkender Szenerien. Eine distanzierte Nähe lässt emotionale Begegnungen mit Menschen und Orten entstehen. Die farbigen Ansichten laden zu einem intensiven Augen-Spaziergang ein.

Grundlage der beeindruckenden Bilder von  Roland Göhre sind Momentaufnahmen, die er bei Reisen an die Adria wahrnimmt oder auch bei Spaziergängen durch seine Heimatstadt. Landschaften, Orte, Menschen, Situationen – Roland Göhre ist offen für die Motive jedes Augenblicks, die er quasi sammelt und im Anschluss an seine Streifzüge einem gestalterischen Prozess unterwirft. Was zunächst wie eine Reportagetechnik klingt, ist die Grundlage eines künstlerischen Verfahrens, an dessen Ende farbintensive fotografische Bilder stehen, deren bewegte Präsenz die Erinnerung an die Ausgangsbilder gleichzeitig bewahrt und transformiert

Mit Akribie sucht Bernd Stappert seine Motive, wo sie sonst niemand sucht: in entlegenen Winkeln der Natur, an unscheinbaren Wasserläufen, eingewachsen in Baumrinden, aus Wurzelwerk gewunden, in Holz graviert, zu Schichten formiert. Die Zeit steht still in diesen Strukturen, die, im Moment gefunden, von einer Ewigkeit zeugen und mehrdeutig lesbar sind. Auf den zweiten Blick tauchen aus Stapperts fotografischen Strukturen der Natur Figurative auf: Köpfe, schemenhafte Gesichter, anthropomorphe oder zoologische Strukturen. Ein Kamelkopf, der Korpus eines Bären vielleicht, menschliche Körperfragmente oder ein zur Grimasse verzerrtes Gebilde.