Das Problem mit dem Sozialticket

Wohnungslose und Arme müssen in Bottrop schon viel zu lange auf ein Sozialticket für den Nahverkehr warten. Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind für Menschen mit geringem Einkommen nicht oder nur unter großen finanziellen Opfern bezahlbar. Ein reguläres Monatsticket im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) kostet für den innerstädtischen Nahverkehr rund 60 Euro.

Im September 2008 sprach sich der Rat der Stadt Bottrop mit großer Mehrheit für eine verbundweite Sozialticket-Regelung aus. Nach monatelanger Hängepartie einigten sich Politik und Verkehrsbetriebe im VRR Mitte Juli 2011 darauf, probeweise ein sogenanntes Sozialticket zum Preis von 29,90 Euro ab 1. November 2011 verbundweit anzubieten. Als Pilotprojekt soll es zunächst bis Ende 2012 laufen. Die Kommunen müssen dem vor Ort zustimmen. Der Sozialausschuss der Stadt Bottrop gab am 21. September 2011 grünes Licht für das 30-Euro-Ticket des VRR. Am 4. Oktober stimmt der Rat der Stadt Bottrop darüber ab.

 

 

Das Bottroper Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung, in dem sich die ESB engagiert, hält das beschlossene 30-Euro-Ticket ebenso wie Sozialticketinitiativen, Gewerkschaften und Sozialverbände für viel zu teuer. Sie fordern ein Sozialticket zum Preis von 15 Euro. Nur so viel ist etwa im Hartz-IV-Regelsatz dafür vorgesehen. 

 

Mobilität ist ein Menschenrecht und genauso wichtig wie ein Dach über dem Kopf. Für die soziale Teilhabe an der Gesellschaft ist Mobilität unerlässlich - sei es der verlangte regelmäßige Besuch im Jobcenter, die Pflege sozialer Kontakte, Arztbesuche, Versorgungsfahrten, Fahrten zur Arbeit oder zu Bewerbungsgesprächen.

 

Eine Stadt wie Bottrop, die als Innovation City eine Vorreiterrolle in Sachen Umweltfreundlichkeit einnehmen will, sollte sich dann dafür stark machen, ihren einkommensschwachen MitbürgerInnen bezahlbare Mobilität und soziale Teilhabe im Nahverkehr zu ermöglichen. Bottrop braucht ein Sozialticket, das diesen Namen auch verdient.

Text: Christian Schröder, Claudia Kretschmer und Wolfgang Kutta / ESB