Wärme aus Winterluft

Die Bottroper Wagenfeldschule setzt ihre Heizung an die Luft: Auf dem Lehrerparkplatz wurde heute eine Gas-Absorptionswärmepumpe offiziell in Betrieb genommen und dem Zukunftsmodell InnovationCity damit ein weiterer Baustein hinzugefügt. Mit der Anlage unterstützt die Emscher Lippe Energie GmbH (ELE) gemeinsam mit ihren Projektpartnern E.ON Ruhrgas und Buderus die Stadt Bottrop bei der Etablierung innovativer Heiztechnologien auf dem Terrain der künftigen Ökostadt.

Die Gaswärmepumpen-Technologie gilt als besonders effiziente Art des Heizens mit fossilen Energieträgern und kombiniert das Heizen mit Erdgas mit der Wärmegewinnung aus erneuerbaren Quellen. Mit bis zu 30 Prozent weniger CO2-Emissionen im Vergleich zu konventionellen Heizgeräten, einem durch die Einbindung regenerativer Umweltwärme geringen Primärenergiebedarf und einem außergewöhnlich hohen Wirkungsgrad besitzt die Technik Zukunftspotenzial. Während leistungsstarke gasmotorische Wärmepumpen in der Industrie schon seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt werden, sind Gas-Absorptionswärmepumpen im niedrigeren Leistungssegment bis 40 kW, wie jetzt an der Wagenfeldschule in Betrieb, noch recht neu auf dem Markt. So handelt es sich auch bei der Gaswärmepumpe Logatherm GWPL41 von Buderus an der Wagenfeldschule um die erste ihrer Art, die in Deutschland installiert wurde und die speziell für mittlere und größere Gebäude, Schulen, Verwaltungsgebäude, Mehrfamilienhäuser etc. ausgelegt ist. In den kommenden zwei Heizperioden soll sie nun in der Praxis zeigen, ob sie halten kann, was sie verspricht. E.ON Ruhrgas wird dazu die messtechnische Begleitung und Auswertung durchführen.

Der wesentliche Unterschied zur Elektrowärmepumpe liegt darin, dass das System nicht mit Strom, sondern mittels Gasbrenner betrieben wird. Bei Wärmepumpen werden Kältemittel eingesetzt, die schon bei niedrigen Außentemperaturen Wärmeenergie aus der Umgebung aufnehmen und an das Heizungssystem abgeben. Das Funktionsprinzip der Gaswärmepumpe entspricht dem eines Kühlschranks – nur umgekehrt: Kühlgeräte entziehen dem Innenraum Wärme und geben sie nach außen ab. Die Gaswärmepumpe an der Wagenfeldschule entzieht der Umgebungsluft Wärme und bringt diese auf wohlige Heizkörpertemperatur in den Klassenräumen. Mit einer Leistung von bis zu 40 kW und Vorlauftemperaturen für die Heizung von bis zu 65° Celsius deckt die Gaswärmepumpe die Grundlast des kompletten Wärmebedarfs der Schule. Für Spitzenlasten wurde zusätzlich ein Gas-Brennwertkessel mit einer Leistung von 160 kW installiert. Gesteuert wird das Heizungssystem aus Gaswärmepumpe und Gasbrennwertkessel über eine zentrale Regelung von Buderus.

Wie zuverlässig und effizient das neue Heizsystem arbeitet, das wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Pro Kilowattstunde Erdgas können mit der Wärmepumpe 1,2 bis 1,6 Kilowattstunden Heizwärme erzeugt werden. Das entspricht einem Wirkungsgrad von etwa 120 bis 160 Prozent. Selbst bei deutlichen Minustemperaturen kann die Anlage noch aus der Winterluft Wärme gewinnen. Der Wintereinbruch in der InnovationCity darf also mit Spannung erwartet werden, denn hier liegen nicht nur Eis und Schnee, sondern auch ein Stückchen Zukunft in der Luft.


Technische Daten im Überblick:

Buderus Logatherm GWPL41
Maximale Leistung: 40 kW
Wärmequelle: Luft
Vorlauftemperatur: Bis zu 65° Celsius
Wirkungsgrad: 120 bis 160 Prozent
Effizienz: 1,2 bis 1,6 kWh Wärmeertrag pro eingesetzter kWh Erdgas
Betrieb bei bis zu -20° Celsius möglich
Gewicht: 400 Kilogramm
BxHxT: 848 x 1537 x 1285 Millimeter


Stimmen zum Projekt:

Oberbürgermeister Bernd Tischler: „Ich freue mich sehr, dass jetzt immer mehr InnovationCity-Projekte in die Umsetzung gehen und für die Bottroperinnen und Bottroper sichtbar werden. Und dieses Projekt an der Wagenfeldschule ist natürlich auch insofern ein besonderes, weil hier eine ganz spezielle, erfolgversprechende technische Neuerung zur Energieeffizienz-Steigerung und CO2-Reduzierung die nächsten beiden Jahre ausprobiert werden kann. Insbesondere die Schülerinnen und Schüler haben nun ein Stück Energienutzungszukunft zum Greifen nah und im Unterricht kann ausgehend von diesem sichtbaren Beispiel über die wichtigen Energiefragen der nächsten Jahrzehnte gesprochen werden. Und gerade das Engagement der Kinder und Jugendlichen im Rahmen von InnovationCity ist mir sehr wichtig, schließlich sind sie die Entscheider in der Zukunft. Ich verhehle auch nicht, dass eine Kostenreduktion durch die Energieersparnis bei den Heizaufwendungen für die städtische Kasse positiv wäre – wobei eine Übertragung dieser Pumpentechnik auf andere Einsatzorte sich gegebenenfalls anbietet.“

Kurt Rommel, Geschäftsführer der Emscher Lippe Energie GmbH (ELE): „Wir sind sehr froh, dass wir in diesem Projekt gute Partner haben mit der E.ON Ruhrgas AG, von der wir hier in Bottrop seit vielen Jahren unser Erdgas beziehen, und Buderus als führendem Hersteller von Heizgeräten. Die Gaswärmepumpe, die wir hier heute offiziell in Betrieb nehmen, zählt tatsächlich zu den energieeffizientesten Heizanlagen auf Basis fossiler Brennstoffe, die es heute überhaupt gibt. Das spart Geld, schont die Umwelt und ist ein perfektes Beispiel für das, was das große Motto von InnovationCity Bottrop mit Leben füllt: Intelligenter Umgang mit Energie, der ein Signal für die gesamte Region sein kann.“

Hartmut Henkel, Vertriebsdirektor der E.ON Ruhrgas AG: „In einer Kooperation zwischen dem örtlichen Energieversorger Emscher Lippe Energie, der E.ON Ruhrgas, der Bosch Thermotechnik (Buderus) und der InnovationCity Management GmbH nehmen wir heute gemeinsam eine neuartige Gaswärmepumpe hier in der Wagenfeldschule offiziell in Betrieb. Damit leisten die drei Unternehmen in enger Partnerschaft einen weiteren Beitrag für das Klimaschutzprojekt InnovationCity Bottrop. Die Gaswärmepumpe in der Wagenfeldschule zeigt auf, dass Erdgastechnik ihren festen Platz im Energiemix der Zukunft hat und ihren Beitrag für das Gelingen der Energiewende leisten wird. Erdgas ist das ideale Bindeglied zwischen einer Energieversorgung, die ausschließlich auf erneuerbaren Energien basieren soll und der heutigen, sich im Umbruch befindlichen Energieversorgung.

Peter Kuhl, Produktmanager Wärmepumpe, Buderus Deutschland (Bosch Thermotechnik GmbH): „Die Gaswärmepumpe Logatherm GWPL41 ist der Beweis, dass sich Ökologie und Ökonomie bei einer abgestimmten Systemintegration nicht widersprechen. Dank des Zusammenspiels von Gas- und Umweltwärme in diesem bivalenten Heizsystem liefert Buderus einen wichtigen Beitrag zur Energiekosten- und CO2-Reduzierung im Bereich der Heizungstechnik. Dies gilt sowohl bei Neubauten als auch bei Bestandsanlagen. Wichtig für den Erfolg des Systems ist eine aufeinander abgestimmte Systemtechnik von Gaswärmepumpe, Gasbrennwertkessel und Regelungstechnik, welche in der Wagenfeldschule vorbildlich realisiert wurde.“