„Erst denken – dann lenken“: Mitwirkende gesucht

Ein spezielles Angebot für Fahrschulen und junge Fahranfänger wollen Kooperationspartner auf Initiative des Jugendhilfe e.V. in Bottrop machen: Mit Hilfe des "Peer-Projektes an Fahrschulen" sollen junge Führerschein-Interessierte und Fahranfänger auf die Drogenproblematik im Zusammenhang mit Kfz-Fahrten hingewiesen und sie dafür gewonnen werden, sich in dieser Sache an Gleichaltrige zu wenden. Nach einer Auftaktkonferenz wurde als Projektgrundlage jetzt ein „Kooperationsvertrag“ von der Stadtverwaltung (Straßenverkehrsamt, Jugendamt), der Polizei und dem Bottroper Fahrlehrerverband unterzeichnet, der zunächst für zwei Jahre gilt. Am Projekt interessierte Fahrschulen sowie Jugendliche und junge Erwachsene sind gebeten, sich beim Jugendhilfe e.V. (Tel.: 2 90 31, e-mail: Jugendhilfe.Bottrop@t-online.de) zu melden.

Der Jugendhilfe e.V. will als Träger der Fachstelle für Prävention ein erprobtes Vorbeugungsprojekt auch in Bottrop umsetzen und benötigt dafür tatkräftige Unterstützung. Mit dem „Peer-Projekt an Fahrschulen“ wird eine Initiative des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) aufgegriffen, die in Gelsenkirchen und Hamm schon erfolgreich umgesetzt wurde. So war bei der Auftaktkonferenz auch Dorothee Behler-Brodd von der Fachstelle für Prävention in Hamm als Referentin geladen, um von ihren Erfahrungen zu berichten.

Worum geht es in dem Projekt? Fahranfänger(inne)n zwischen 18 und 24 Jahren kommt in der Unfallstatistik eine traurige Hauptrolle zu. Sie verursachten überproportional häufig Verkehrsunfälle mit Toten und Verletzten. Gleichzeitig sind sie die mit Abstand am stärksten gefährdete Altersgruppe im Straßenverkehr. Im Jahr 2011 starben in NRW 117 Fahranfänger. Das ist eine Steigerung um fast 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Alkohol und Drogen haben hier eine große Bedeutung bei den Unfallursachen. Fast 8.000 Unfälle unter dem Einfluss von Alkohol wurden 2011 in NRW verursacht. Ebenso lässt sich, besonders für die 18- bis 24-Jährigen, ein erhöhtes Unfallrisiko in den Nachtstunden an den Wochenende bei den sogenannten "Disco-Unfällen" nachweisen. Bei vielen dieser Unfälle stehen die Fahrer(innen) unter der Wirkung von Alkohol und Drogen. Manche Jugendliche ignorieren das Problem des Alkohol- oder Drogenkonsums einfach, andere halten dem Druck ihrer Clique nicht stand. Das „Peer-Projekt an Fahrschulen“ soll entsprechend vorbeugend bereits beim Erwerb des Führerscheins ansetzen.

Mit dem Erhalt des Führerscheins ist für junge Menschen der Beginn eines neuen Lebensabschnittes verbunden. Der Führerschein ist ein wichtiger Schritt zum Erwachsensein. Der Konsum von psychoaktiven Substanzen, insbesondere Alkohol und Cannabis, birgt bei der aktiven Teilnahme am Straßenverkehr ein besonderes Gefahrenpotential. Vor Erhalt des Führerscheins soll in dem Projekt deshalb eine gründliche Reflexion des eigenen Verhaltens und möglichen Drogenkonsums aller Art angeboten werden.

Für die dabei so wichtige "Peer-Arbeit" sollen junge Menschen, die selber auch zur Gruppe der „jungen Fahrern“ gehören, in Grundlagenseminaren von Fachkräften ausgebildet werden. Inhalte dieser Schulungen sind neben Fachvorträgen und Reflexionen der Fahrschul- und Fahranfängerzeit sowie des eigenen Umgangs mit dem Trink-Fahr-Konflikt auch die Entwicklung und Erprobung einer Unterrichtseinheit. Nach dieser Ausbildung können die jungen Leute 60- bis 90minütige Unterrichtseinheiten gestalten, die von jeweils zwei "Peers" moderiert werden. Ziel ist es Strategien und Möglichkeiten vorzustellen, um Rauschfahrten zu vermeiden. „Daher haben wir uns in Bottrop für einen markanten Titel für das Peer-Projekt entschieden: Erst denken, dann lenken“, berichtet Mario Papierok vom Jugendhilfe Bottrop e.V..

Vorzug dieses Ansatzes ist zum einen, dass Jugendliche Botschaften der Gesundheitsförderung und Lebensgestaltung eher und nachhaltiger annehmen, wenn sie von Gleichaltrigen vermittelt werden. Zum anderen ist die Fahrschule als Plattform wichtig, die Jugendliche als freiwilligen Lernort mit deutlicher Zielorientierung gewählt haben.

Weitere Informationen sind im Internet unter "http://www.lwl.org/LWL/Jugend/lwl_ks/Praxis-Projekte/PPF_Start" zu finden.