Eklat in der Judo-Regionalliga

Die Reservemannschaft des Judobundesligisten JC 66 Bottrop kämpft seit Jahren in der Regionalliga. Im letzten Jahr gelang erstmals der Titelgewinn, aufsteigen kann das Team nicht, da die erste Mannschaft des Clubs bereits in der 1. Bundesliga vertreten ist. In diesem Jahr lief es aufgrund von Verletzungen und notgedrungenen Abstellungen einiger etatmäßiger Regionalligakämpfer in die Bundesliga nicht so gut. Am Ende rettete sich das Regionalliga-Team mit zwei Siegen (jeweils 5:2 gegen Friedrichsfeld und Godesberg) auf den 5. Tabellenplatz und schaffte mit dem Platz im Mittelfeld den direkten Klassenerhalt.

Um diesen letzten Kampftag geht es nun bei einem eingereichten Protest der Friedrichsfelder. Superleichtgewichtler Uli Heselhaus half in dieser Saison bereits viermal in der Bundesligamannschaft des JC 66 aus. Der dortige etatmäßige Stammkämpfer Stefan Schulze musste zu Saisonbeginn aufgrund beruflicher Verpflichtungen und daraus resultierendem Trainingsrückstand und Gewichtsproblemen für die gesamte Vorrunde der Bundesliga absagen. Team-Manager Volker Tapper: „Die Gewichtsklasse -60 kg ist die härteste Klasse im Judo. Hier wird in der Regel das schnellste und attraktivste Judo geboten. Dazu kommt, dass es für einen Mann nicht einfach ist als Leistungssportler 60 kg zu wiegen. Stefan hat dies viele Jahre lang geschafft, musste aber einsehen, dass dies unter der momentanen beruflichen Belastung für ihn nicht mehr möglich ist. Wir sind froh, dass Uli uns da ausgeholfen hat.“

 

Uli Heselhaus hatte im Vorfeld des letzten Regionalligakampftages vier Einsätze für die Bundesligamannschaft des JC 66 bestritten. In der Regionalliga kam er bis dahin zweimal zum Einsatz. Gegen Friedrichsfeld setzte der JC 66 Bottrop Heselhaus zum dritten Mal in der laufenden Saison in der Regionalliga ein, einen weiteren Einsatz gab es nicht.

 

In dem Protest der Friedrichsfelder geht es um einen neuen Passus in der Wettkampfordnung des DJB. Diese gilt für die ersten drei Ligen – also 1. und 2 Bundesliga sowie Regionalliga. In dem Punkt 4.1.5.10 wird die Möglichkeit des Doppeleinsatzes der Kämpfer in einer der beiden Bundesligen und der Regionalliga geregelt. Der entscheidende Passus:

 

„Ein Judoka, der im Wege des Mannschaftsdoppelstarts in einer Saison sowohl in der Regionalliga als auch in der Bundesliga eingesetzt wird, darf jeweils drei Kämpfe in der Regionalliga und drei Kämpfe in der Bundesliga ohne weitere Restriktion bestreiten. Ab dem vierten Kampfeinsatz in einer Liga ist er ab diesem Zeitpunkt für den vierten Kampf und alle folgenden Kämpfe in der anderen Liga gesperrt. Entscheidend ist der tatsächliche Wettkampfeinsatz. Diese einschränkende Regelung gilt nur für die Vorrunde der Regionalliga und Bundesliga…“

Die Friedrichsfelder begründen ihren Protest damit, dass sie den Passus der Wettkampfordnung so verstehen, dass ein Kämpfer, sobald er den vierten Einsatz in einer Liga bestreitet, sofort für jeden weiteren Kampf – unabhängig von der bisherigen Anzahl der Einsätze in der anderen Liga – in der anderen Liga gesperrt würde.

 

„Mir ist diese Auslegung völlig schleierhaft. Der DJB hat hier eine saubere Formulierung gewählt und klar zum Ausdruck gebracht, dass in jedem Fall in beiden Ligen jeweils dreimal gekämpft werden darf. Nur in einer der beiden Ligen dürfen mehr als drei Kämpfe bestritten werden. Uli hat keinen vierten Kampf in der Regionalliga gemacht, damit ist die Regel korrekt umgesetzt.“ Ist Präsident Roland Assmann überzeugt davon, richtig gehandelt zu haben.

 

Dass die Friedrichsfelder versuchen diesen Passus der Wettkampfordnung so zu verstehen, dass er ihnen nützt, kann man nachvollziehen. Schließlich würden die Friedrichsfelder den Tabellenplatz 7 gegen die JKG Essen (Platz 6) eintauschen. Die Bottroper behalten übrigens in jedem Fall den Platz 5.

 

„Uns geht es einerseits ums Prinzip. Andererseits wollen und werden wir die einhergehende Strafzahlung in Höhe von 250,00 € nicht leisten!“

 

Kurioserweise hat nun auch die Ligaleitung dem Antrag stattgegeben. Assmann: „An dieser Stelle fällt mir einfach gar nichts mehr ein. Es kann nicht sein, dass selbst die Ligaleitung die eigenen Regeln nicht beherrscht. Angehört wurden wir übrigens nicht, das Ergebnis und die Tabelle wurden einfach korrigiert und wir informiert. Hier scheint ein einziges Chaos zu herrschen.“

 

Die Verantwortlichen des JC 66 zeigen sich entspannt und warten auf die neuerliche Korrektur. Assmann: „Wir sind uns sehr sicher, die Regel richtig verstanden und angewandt zu haben. Zudem hat uns vor der Saison der Vorsitzende des DJB-Rechtsausschusses Dr. jur. Joachim Bechtold bestätigt, dass wir mit unserem Verständnis exakt richtig liegen. Wir erwarten in Kürze die erneute Korrektur des Ergebnisses und der Tabelle.“

 

Text: JC 66