Kein Platz für Schläger

Es ist seit längerer Zeit in vielerlei Munde, Meinungen gibt es immer: MMA. Häufig in einem Atemzug mit dumpfen Schlägertypen genannt, die vor Brutalität kaum aus den Augen sehen können, lohnt sich vielmehr ein Blick hinter die Kulissen eines zu Unrecht ins moralische Abseits gedrängten Kampfsports, bei dem Respekt und Fairness als höchstes Gut gelten und praktiziert werden. Denn wer bei einem Besuch des MMA Corps Ruhrpott aus Bottrop Gangster erwartet, der liegt völlig daneben. Hier trifft man auf weltoffene, sympathische Sportler aus allen Kulturen und gesellschaftlichen Schichten, die eine Sache eint: die Liebe zu ihrem Sport.

Das Online-Lexikon Wikipedia lehrt uns: „Mixed Martial Arts oder kurz MMA ist eine relativ moderne Art des Vollkontaktwettkampfes. Populär geworden ist MMA durch die Vergleichskämpfe im Ultimate Fighting Championship (UFC) der frühen 1990er Jahre, bei dem Techniken aus verschiedenen Kampfsportarten angewendet werden. Die Kämpfer bedienen sich sowohl der Schlag- und Tritttechniken (Striking) des Boxens, Kickboxens, Muay Thai und Karate als auch der Bodenkampf- und Ringtechniken (Grappling) des Brazilian Jiu-Jitsu, Ringens, Judo und Sambo. Auch Techniken aus anderen Kampfkünsten werden benutzt.“ So viel zur Theorie. Doch dadurch, dass im Bodenkampf teilweise auch geschlagen und getreten werden darf, nahm ein deutscher TV-Sender nach Protesten der Zuschauer die MMA-Profikämpfe wieder aus dem Programm. Zum Leidwesen einer Sportart, die heutzutage wohl zu den umstrittensten Deutschlands gehört - nicht zuletzt durch Meinungsmache Weniger, die sich aktiv mit dem Thema MMA nie befasst haben. „Die Vorurteile sind da, und wir setzen uns damit auseinander“, sagt einer, der es wissen muss wie kaum ein Zweiter.

Markus Adam vom MMA Corps Ruhrpott.
Markus Adam vom MMA Corps Ruhrpott.

Wer Markus Adam sieht, der trifft auf einen bescheidenen, fast schon schüchtern und zurückhaltend wirkenden jungen Mann. Der Bottroper ist nicht nur lange Zeit aktiver Kampfsportler, der Inhaber zahlreicher Trainerlizenzen bildet beim MMA Corps Ruhrpott auch selber die Kämpfer aus, die derzeit im Ring für Furore sorgen. „Ich weiß, dass dem Sport gerne mal das Attribut der Brutalität angelastet wird, aber jeder der sich mit MMA intensiv beschäftigt und sich die Mühe macht hinter die Kulissen zu blicken wird feststellen, dass dieser Vorwurf haltlos ist“, unterstreicht Adam. Und auch seine Zöglinge, denen man als Beobachter und Interessierter gerne beim Training an verschiedenen Standorten Bottrops zusehen darf, vermitteln alles andere als den Eindruck dumpfer und brutaler Schläger. Ganz im Gegenteil. „Unsere oberste Maxime ist Respekt. Respekt anderen Menschen gegenüber und Demut darüber, dass wir in der Lage sein dürfen, diesen Sport auszuüben. Bei uns haben weder Politik noch Rassismus einen Platz. Hier sind alle gleich, wir sind eine Familie. Und das spürt jeder, der bei uns mit offenen Armen ob als Zuschauer oder Sportler, empfangen wird“, sagt Markus Adam. Einer, der wir kaum ein anderer aus den Reihen des MMA Corps Ruhrpott gespürt hat, wie herzlich die Atmosphäre bei den harten Jungs und Mädels des KSC Bottrop ist, ist Sebastian Mertgen. Vielen Bürgerinnen und Bürgern ist Mertgen noch in guter Erinnerung aus einer Doku des TV-Senders RTL II, bei der der ehemals schwergewichtige Bottroper binnen einen Jahres massiv an Gewicht verlor und an Lebensfreude gewann. „Der Sender hat mir über die ganze Zeit Trainer an die Seite gestellt und sich um mich gekümmert. Hier, beim MMA Corps Ruhrpott, habe ich so viele neue und treue Freunde gefunden, eine richtige Familie, die mich die ganze Zeit umwerfend unterstützt hat. Niemand hat mich schief angesehen als ich mit meinem Übergewicht zum Training gegangen bin, im Gegenteil“, so Mertgen, der seiner neuen MMA-Familie seit nunmehr eineinhalb Jahren treu verbunden ist und auch schon als MMA-Kämpfer im Ring gestanden hat.

Mit Erfolg. Also, keine Schlägertypen die Frust ablassen wollen? „Auf gar keinen Fall. Wir sehen uns die Leute genau an die sich hier vorstellen und trainieren wollen. Wenn jemand unserer Meinung nach nicht über die charakterliche Eignung verfügt, dann schicken wir ihn weg. Und auch wenn wir mitbekommen, dass einer von uns sein hier erworbenes Wissen draußen anwendet und nicht im Ring, der fliegt gnadenlos raus“, unterstreicht Markus Adam, der sich immer über interessierte Besucher beim Training freut, die sich mit ihren Fragen direkt an den Fachmann wenden - ohne Vorurteile. „Natürlich geht es bei uns darum, den Gegner effektiv und möglichst schnell zu besiegen. Aber das haben wir mit Sportarten wie Fußball, Handball, Basketball und Schach gemeinsam“, so Adam weiter.

Sebastian Mertgen (links) ist vielen bekannt von einer Doku-Serie bei RTL II.
Sebastian Mertgen (links) ist vielen bekannt von einer Doku-Serie bei RTL II.